DVM-U14: Oliver mit herausragender Gesamtleistung am Spitzenbrett

von Jürgen Gatter am Sonntag 27.6.2021 17:16
Die DVM (2020) ist zu Ende, in den letzten beiden Runden stotterte der Motor leider etwas. Während gegen die Schach Akademie Paderborn das Unentschieden noch gehalten werden konnte, ging die Schlussrunde gegen Neuberg leider mit 1-3 verloren. Im Gesamtranking belegt Ostfildern damit den 15.ten Rang in einem Pulk von Mannschaften, die 5 oder auch 6 Mannschaftspunkte gesammelt haben.

Ein wirklich starke Performance lieferte Oliver am Spitzenbrett ab, in dem er gegen starke Gegner 5,5 Punkte aus 7 Partien bei einer DWZ-Leistung von knapp 2070 erzielte. Damit gewann er die "inoffizielle Brettwertung", die natürlich im Schweizer System auf Grund der Spielstärkenunterschiede nur bedingte Aussagekraft hat. Eine ähnlich hohe Performance erzielte nur der Hamburger Isaac Garner mit 5 Punkten - allerdings aus 6 Partien. Aber bei einer Spielstärke von fast 2100 war das in dem Fall auch fast zu erwarten.

Insgesamt enttäuschte der Favorit Hamburg etwas, die Entscheidung Isaac im Auftaktspiel gegen unseren Schlussrundengegner Neuberg pausieren zu lassen, erwies sich als fatal, dazu gingen auch beide Schlussrunden - gegen die beiden Berliner Vereine Königsjäger Süd-West und Borussia Lichtenberg - verloren. Die beiden machten dann auch den Turniersieg in der Reihenfolge unter sich aus, gefolgt von den Schachfreunden aus Karlsruhe.

Bei uns spielte Oliver ein sehr starkes Turnier, vielleicht auch bedingt durch den Eröffnungswechsel von e4 auf d4 - die Partien wirken stringenter und geduldiger. Das Turnier sollte ihm 60 DWZ-Pluspunkte einbringen. Die restliche Mannschaft konnte dem Tempo nicht so ganz folgen, wobei auch die ein oder andere Chance liegen gelassen wurde. Vielleicht macht sich doch die fehlende Turnierpraxis bemerkbar.

Eine beherrschbare Corona-Lage vorausgesetzt, sollte es nicht die letzte DVM dieses Jahr gewesen. Die Hoffnung ist groß, dass die 2021er DVM wieder zwischen Weihnachten und Sylvester stattfinden kann. Für die U14 ist die Jahrgangsgrenze dann allerdings 2007, so dass Leon hier nicht mehr spielberechtigt ist. Die Deutschen Jugendeinzelmeisterschaften hätten eigentlich an Pfingsten stattfinden sollen, das ging natürlich so nicht und sie sind verlegt auf Ende August. Die württembergische Qualifikation (also WJEM) läuft demnächst in Rumpfform an, da es keine Qualifikationsturniere auf Bezirksebene gab. Spielberechtigt hierfür, sofern es zeitlich passt, sind Oliver und Ivan.

Zu den letzten Partien; und auch zu der bisher unterschlagenen Runde gegen Weingarten:

In der Schlussrunde spielte Oliver gegen Emil Eull, der ebenfalls ein sehr starkes Turnier gespielt hat und mit Remisen gegen Magnus Ermitsch und Jeremy Hommer gezeigt hat, dass er auch gegen über-2000er mithalten kann. Dem Computer gefällt auch Oliver's Stellung lange nicht, dem schon recht früh ein Bauer abhanden gekommen war. Aber Oliver spielte geduldig weiter und mit zunehmender Spieldauer fand Emil dann nicht mehr immer die besten Züge. Kurz vor der Zeitkontrolle konnte Oliver dann eine nette Taktik ansetzen, die die Partie entschied.

Ivan's Partie war stark umkämpft, das entstandene Damenendspiel dann aber schwierig und mit dem versuchten Damentausch im 40.ten Zug auch nicht mehr haltbar, da in der Folge der c-Bauer auf die 7.te Reihe vorrückte, was dann doch zu weit vorne war.

Romeo stand über die Partie meist recht gut, verrechnete sich dann aber kurz vor der Zeitkontrolle und statt dem erhofften Materialgewinn setze der Gegner 3-zügig Matt.

Leon musste lange eine gedrückte, geschlossene Stellung verteidigen, das ging irgendwann nicht mehr gut und der Gegner konnte im Endspiel die Macht seiner Bauern ausspielen.

Gestern in der Nachmittagsrunde gab es mehrere Partien deren Resultat nur bedingt den Spielverlauf wiedergeben. So stand Ivan in der Schlussstellung eigentlich auf Verlust - der Gegner willigte aber in Remis ein. Vermutlich war ihm nach der anstrengenden Königsjagd die Energie ausgegangen, denn auch wenn Schwarz paralysiert ist, mit einfachen Schachs ist dem schwarzen König nicht beizukommen. Allerdings ist Schwarz auch unfähig sich zu bewegen oder gar zu befreien. So kann Weiß einfach die Dame auf f6, den Grundreihenturm auf c8 stellen und den anderen Turm auf e3 (oder wenn die schwarze Dame die Diagonale verlässt Bauer nach f3) und Schwarz hat nicht mehr viel in der Hand gegen die Drohung Df4: gefolgt von De4: (oder fe4:)

Romeo hatte starken Angriff, vermutlich wäre es besser gewesen weiter auf Angriff zu spielen. Letztendlich verringerte sich der Vorteil bis auf einen Mehrbauern im Springerendspiel, aber hier wurde die Partie Remis gegeben, vielleicht auch im Paket mit Brett 2.

Oliver ging in seiner Partie gegen Haode Yin etwas fahrlässig mit seinem h-Bauern um, den aber der Gegner verschmähte. Das rächte sich, denn so war es Oliver der Material einsammelte und den Gegner relativ schnell vor unlösbare Probleme stellte.

Leon lag lange nur leicht im Nachteil, allerdings erhöhte der Gegner sukzessive den Druck und als er am Königsflügel einbrechen konnte, war dann nicht mehr viel zu holen.

Im Drittrundenspiel gegen Weingarten hat der Gegner wohl die Bretter 3 und 4 vertauscht und fehlerhaft aufgestellt. Dies führt zu einer kampflosen Niederlage des Spielers, der zu niedrig spielt, also einem kampflosen Sieg von Leon. Ob die Partie gespielt wurde, wie sie ausging und ob sie für die DWZ-Wertung zählt ist mir unklar, ich vermute aber sie wurde gespielt und gewonnen.

Ansonsten verliefen die Partien recht einseitig. Romeo streute zwar eine Schrecksekunde ein (Dd3 erlaubt Lf3: mit Vorteil für Schwarz), da der Gegner seine Chancen nicht nutzte, ging die Partie zügig an uns. Nach einem mehrzügigen Schlagsequenz verlor der Gegner Material und wurde kurze Zeit später Matt gesetzt. Oliver hatte wenig Mühe den vollen Punkt einzusammeln, eine Bauerngabel sicherte Material und Partie. Einzig Ivan musste, nachdem er eine schöne Taktik ausließ (16.Dd6 erlaubt Sde5 17.Dd8: Sf3: und die weiße Bauernstellung ist ramponiert) durch ein bedenkliches Tal. Da aber Weiß im 19.ten Zug aus einer Vielzahl von Möglichkeiten das schlechte Se7 auswählte, kam Ivan mit einem blauen Auge und einem Mehrbauer davon, welchen er in der Verlängerung - also im Endspiel - auch in einen Sieg ummünzte.