Deutsche Jugendeinzelmeisterschaften 2019

von Christian Göppinger am Samstag 8.6.2019 20:23
Ivan und Oliver
Ivan und Oliver
Die Deutschen Jugendeinzelmeisterschaften sind am 8. Juni angebrochen und verwandeln Willingen mit über 700 Teilnehmern für die anstehende Woche in eine regelrechte Pilgerstätte des Jugendschachs.

In diesem Getümmel beweisen sich auch zwei Spieler unserer Vereinsjugend.
Die erste Runde beginnt am Sonntag, dem 9. Juni, um 8.30 Uhr - wir drücken den Jungs die Daumen!

U10 (58 Teilnehmer): Ivan Chugunov DEM U10
Ivans Auftaktrunde am Livebrett
Ivans Auftaktrunde am Livebrett

Paarungen Runde 1
Das Turnier startete für Ivan direkt mit einer großen Herausforderung. Der nach Rangliste zweitstärkste Spieler mit 1820 DWZ saß ihm gegenüber. Zur Freude der heimischen Fanabteilung wurde die Partie live übertragen, sodass ein Mitfiebern in (mehr oder weniger) Echtzeit möglich war. Die Partie schien in einen normalen offenen Sizilianer mit 2. e6 zu münden, als Ivan mit 3. c3 diesem Plan einen Riegel vorschub, was den Alapin-Antisizilianer signalisierte. Ivan erhielt auf weniger stark ausgetretenen Pfaden mit Königsläuferfianchetto bald eine gut spielbare Stellung mit aktiven Figuren, was zu ersten Angriffsversuchen gegen die schwarze Stellung führte, wonach er erfolgreich einen Bauer einsackte mit guten Aussichten. Schwarz hatte dennoch etwas Aktivität vorzuweisen, sodass sich beide Spieler hier auf ein friedliches Partieende mit Remis einigten. Soweit ein starker Auftakt!

Paarungen Runde 2
Nach dem Remis in der Vorrunde bekam es Ivan nun mit einem Gegner mit 1680 DWZ zu tun. Leider lief in der lang umkämpften Partie nach stark gespielter Eröffnung (Abtausch Caro-Kann) und Mittelspiel im Endspiel nicht alles rund, sodass hier eine Niederlage verbucht werden musste.

Paarungen Runde 3
Trotz der Niederlage aus Runde 2, blieb die Moral ungebrochen, was sich in einem wichtigen vollen Punkt manifestierte!
Die Partie startete mit einem wilden Winawer-Franzosen, in dem Ivan das schöne und bekannte Moiv des Läuferopfers auf h7 anbringen konnte, was ihm früh einen wichtigen Bauer und starken Angriff versprach. Kompromisslos brachte Ivan gekonnt seine Figuren in den Angriff ein und beendete diese starke Angriffspartie nach nur 21 Zügen!

Paarungen Runde 4
Beflügelt vom Sieg in der Vorrunde kam nun für Ivan der Ball richtig ins Rollen. Gegen einen weiteren, nach Papierform leicht unterlegenden Gegner, behauptete er sich erfolgreich, sackte einen wichtigen Punkt ein und schraubte sich somit erneut deutlich nach oben im Tabellenstand!
Diese Partie sah Ivan erneut auf der schwarzen Seite der Caro-Kann Eröffnung, in welcher sein Kontrahent eine etwas weniger stark frequentierte Variante im Vorstoßcaro wählte. Nach dem schlechten 9. cxd3 hatte Ivan die Karten in einer angenehmen Französich-artigen Stellung fest in der Hand, die er dank der Gegnerischen Taktikschwächen bald entscheidend verwertete.

Paarungen Runde 5
Nach der starken Punkteausbeute aus den Vorrunden bekam es Ivan nun mit einem 1580er zu tun. Die Begegnung verlief über 60 Züge umkämpft, jedoch endete mit zwei Königen am Ende des Gefechts die Begegnung im Remis.
Eröffnungstechnisch kam hier Italienisch aufs Brett. Ivans Gegner tappte auch hier in eine taktische Falle und musste bald einen Läufer aufgeben, schlug jedoch mit taktischen Verwicklungen zurück, aus denen er mit einem Mehrbauer hervorging. Figuren kamen vom Brett und bald stand eine theoretische Turmendspiel-Stellung an, die als Remis gilt. Ivan gelang die Verteidigung, womit die Partie in der Punkteteilung endete.

Paarungen Runde 6
Die sechste Runde lief leider nicht ganz rund. Gegen seinen 1630 DWZ schweren Gegner versuchte Ivan früh die Eröffnung mit der Skandinawischen Verteidigung zu bestimmen, was ihm eine einfache und gut entwickelte Stellung ohne Schwächen mit den schwarzen Steinen nach einigen Zügen bescherte. Nach dem ersten Figurentausch ließ Ivan jedoch eine solide Bauernwalze seines Gegner zu, woraus sich ein gedeckter Freibauer auf c5 manifestierte mit aktiven Figuren und guten Angriffsaussichten für Weiß am anderen Flügel. Die Drohungen wurden mit der Zeit zu stark und als ein gegnerischer Turm noch seinen Weg auf die 7. Reihe fand, sah es sehr düster aus. Kurz darauf fand sich Ivan in einem verlorenen Turmendspiel wieder, das er leider aufgeben musste. Der Gegner spielte hier einfach zu stark in einer unangenehmen Stellung - wir drücken Ivan für das Comeback in Runde 7 die Daumen!

Paarungen Runde 7
Typisch Ivan. Vorrundenniederlage weggesteckt und direkt gegen seinen 1500 DWZ starken Gegner den vollen Punkt eingesammelt!
Erneut kam für Ivan ein Italiener aufs Brett. Nach einigen Manövern hatte sich Ivan gute Vorposten für seine Figuren erkämpft und erneut entschied eine clevere, taktische Kombination mit Gewinn einer Figur die Partie für ihn.

Paarungen Runde 8
Auch in Runde 8 hielt sich Ivan gegen einen starken Gegner (1646). Die Partie endete schließlich im Remis.
Mit den schwarzen Steinen gab es erneut Caro-Kann. Dieses Mal jedoch die alte Hauptvariante, ein später Favorit von Karpov, mit Sd7. Beide Spieler erhielten eine gesunde Stellung, während Ivans kurze Rochade leider ein Fehltritt war und seinem Gegner bald erste Angriffsambitionen bescherte, welcher entsprechend den h-Bauer in einer Stellung mit heterogenen Rochaden vorwärts jagte. Ivan stürmte ebenso mit dem b-Bauer los, was jedoch recht langsam erschien, als sein Gegner eine Qualität für Angriff opferte, der sehr gefährlich aussah. Ivan hatte hier objektiv alle Hände voll zu tun, um die Stellung zusammen zu halten. Sein Gegner fand glücklicherweise nicht die beste Zugfolge und eine für Weiß objektiv gewonnene Stellung wurde deutlich spielbarer für Schwarz. Letztendlich remisierten die Spieler - ein für Ivan glückliches Ergebnis, zumal Weiß in der Endstellung trotz Qualität weniger die deutlich besseren Aussichten und vermutlich eine objektiv gewonnene Stellung hatte.

Paarungen Runde 9
Am Livebrett ging es am Freitag gegen einen 1640er mit den Schwarzen Steinen für Ivan los. Erneut kaum Caro-Kann mit Sd7 aufs Brett, jedoch spielte Ivan etwas zu schnell und übersah einen einfachen Doppelangriff, der seinem Gegner früh einen extra Bauer bescherte. Das nachfolgende Dc8 war leider auch nicht gut, wonach La6 dem weißen bereits spielentscheidenden Vorteil eingebracht hätte. Der Damentausch seines Gegnern hielt Ivan hingegen in der Partie - schön war es jedoch nicht. Etwas unsauber ging es auch weiter, wobei die schwarze Stellung nach wie vor keinen Spass bereitete und die Gegnerschaft mit einfachen Zügen und einem weiteren Bauerngewinn den Vorteil weiter ausbaute. Nachdem die Türme vom Brett kamen, stand Ivan in einem Endspiel mit 2 Bauern Nachteil und 2 potentiellen verbundenen Freibauern des Gegner pleite - lediglich die Zeit war auf seiner Seite. Unerwartet erlaubte sein Gegner jedoch hier einen Leichtfigurentausch, nachdem unterschiedlich farbige Läufer auf dem Brett standen, womit sie die Remisbreite immens erhöhte. Hierfür war jedoch genaues Spiel gefragt - 33...Lc1 hätte die gegnerischen Bauern dezimiert oder festgelegt, während Ivans 33...f5 seinem Gegner 34. c4 erlaubt hätte - was dieser aber nicht sah. Ivan erkannte nun den Plan, verlor aber durch f5 selbst wichtige Bauern am Königsflügel. Sein Gegner rutsche nochmals etwas aus, erhielt aber dennoch eine gewonnene Stellung mit 3 Bauern gegen einen einsamen Läufer, womit Ivan sich geschlagen geben musste. Eine unglückliche Partie. Nach zu schnellem Spiel in der Eröffnung war nicht mehr viel zu machen.

Paarungen Runde 10
Ivans Runde startete erneut mit einer Italienischen Partie - jedoch wählte Ivan eine Zugfolge ins Italienische Vierspringerspiel, die als einfacher Ausgleich für Schwarz nach 4...Sxe4! angesehen wird und teilweise für den Nachziehenden im Vorteil endet. Ivans Gegenüber (1230) kannte diesen Trick vermutlich nicht, sodass eine normale Partie entstand. Ivan ging bald mit der langen Rochade in den Angriffsmodus über, was objektiv der Stellung des Schwarzen den Vorzug gab. Die folgenden Züge waren von beiden Seiten etwas Stellungsuntypisch und ungenau, am Ende stand jedoch ein angenehmer Vorteil für unser Jugendtalent. Die Bewertung schwankte von Zug zu Zug weiterhin wild hin und her, als von beiden Spielern gute Chancen ausgelassen wurden. Am Ende war es jedoch Ivan, der zu ambitioniert spielte und sein 30. c4 war objektiv eher eine Angriffseinladung von Schwarz, als für ihn selbst. Sein Kontrahent nutzte seine Chancen jedoch nicht und patze bald darauf mit 33...cxb3, was Ivan bei richtigem Spiel eine absolute Gewinnstellung einbringen könnte. Ohne langes Zögern sah unser Taktiker die richtige Fortsetzung und die Partie endete wenig später mit Schachmatt! Ein wilde Achterbahnfahrt, in der alles offen war. Dieser wichtige Punkt kommt ihm sicher im Endstand zu gute.

Paarungen Runde 11
Die Schlussrunde verlief für unsere Jungs leider nicht wie erhofft. Ivan musste eine Niederlage gegen seinen 1500 DWZ starken Gegner wegstecken.

Dennoch schnitt er auf Platz 29 am Ende mit 5,5/11 besser ab, als sein Setzlistenplatz (31) es vermuten ließ, punktete sehr stark gegen schwächere Kontrahenten und schlug sich wacker gegen überlegene Gegner. Ein Blick in die Partien verrät, dass mit etwas konstanterem Spielfluss und mehr Ruhe noch deutlich mehr Potential zu Punkten hätte umgemünzt werden können.

U12 (58 Teilnehmer): Oliver Schwartz DEM U12
Oliver vor Runde 1
Oliver vor Runde 1

Paarungen Runde 1
Während Ivan in der U10 direkt gegen einen der Favoriten gepaart wurde, hatte Oliver eine (auf dem Papier) weniger gefährliche Begegnung mit einem 1400ter zum Turnierstart zu erwarten. In Jugendturnieren sollten Gegner nie unterschätzt werden, jedoch holte Oliver wie erwartet im Vorstoßfranzosen nach einer längeren Partie schließlich den vollen Punkt!

Paarungen Runde 2
In Runde 2 stand für Oliver eine Begegnung mit einem 1820 DWZ schweren Gegner am Livebrett an. Nachdem die Partie im beschleunigten Drachen auf Nebenpfaden ihren Lauf nahm, folgte ein kurzer Schreckmoment, als Oliver mit 10.... Db6 einen schwerwiegenden Eröffnungsfehler spielte, den sein Gegner jedoch mit 11. b4 glücklicherweise nicht bestrafte (11. c5 hätte bereits einen großen Weißen Vorteil eingebracht). Die anschließende Stellung sah gesund aus mit gegenseitigen Chancen und die Partie endete zeitnah in einem versöhnlichen Remis.

Paarungen Runde 3
Die Dritte Runde hielt einen, mit nahezu 2000 DWZ, bärenstarken, bekannten Gegner für Oliver am Livebrett bereit. Mit den weißen Steinen führte Oliver die Partie in den offenen Sizilianer, woraus sich eine typische Maroczy-Stellung des Beschleunigten Drachen entwickelte. Im Partieverlauf behielt Oliver einen kleinen, aber stabilen positionellen Vorteil, der typisch für diesen Stellungstyp ist, während sein Gegner weiter auf der Uhr ins Hintertreffen geriet. Nach einigen Zügen schien die Partie ausgeglichen und beide Spieler einigten sich auf ein Remis.

Paarungen Runde 4
Erneut am Livebrett und erneut mit einem äußert DWZ-gewaltigen (1940) Gegner konfrontiert, begab sich Oliver eröffnungstechnisch mit den schwarzen Steinen erneut in einen Beschleunigten Drachen. Obwohl kein Maroczy aufs Brett kam, wollte Oliver die Eröffnung nicht im eigenständigen Fahrwasser des Beschleunigten Drachen halten und entschied sich dazu in den normalen Sizilianischen Drachen mit 8... d6 überzugehen, was seinem Gegner die Möglichkeit eröffnete den (für beide Seiten) sehr aggressiven und gefährlichen Yugoslawischen Angriff mit heterogenen Rochaden einzuleiten, womit Olivers Gegner bald einen guten Angriff aufzog, jedoch etwas unsicher war wenn es darum ging den Abzug zu drücken. Dadurch öffnete sich das Zentrum und die akute Mattgefahr nahm drastisch ab, jedoch behielt Weiß hier stets einen kleinen Vorteil. Nach dem Abtausch eines Leichtfiguren- und Turmpaares spielte Olivers Gegner mit 35. Ke2 einen Fehler, der Oliver mittels 35...Sd4+ deutlichen Vorteil versprach, da der c2-Bauer aufgrund des Röntgenfesselung auf der d-Linie nicht mit dem König gedeckt werden kann. Dieses Motiv war allerdings schwer zu sehen. Es würde 36... e6 folgen und ein Abzugschach mit dem Springer. Leider fand Oliver nicht die richtige Zugfolge und rutschte in Folge dessen in eine deutlich schlechtere Stellung ab.Als es schon fast aussichtslos aussah, kämpfte Oliver verbissen weiter und aktivierte seine Figuren. In den nachfolgenden Zügen gelang es ihm geschickt die gegnerischen Bauern am Königsflügel zu dezimieren und sich eigenen eigenen, gefährlichen Freibauer zu erkämpften, der das Brett hinunter donnerte. Für seinen Gegner kam es sogar noch übler, als Oliver dessen weit vorgerückten Freibauer eroberte und nun drohte das Materialverhältnis gänzlich auszugleichen. Beide Seiten besaßen nun kaum noch Material und die resultierende Stellung erschien sehr ausgeglichen, womit die Partie Remis endete. Eine großartige Kämpferpartie wurde schließlich belohnt.

Paarungen Runde 5
Sizilianischer Drache zum Frühstück
Sizilianischer Drache zum Frühstück
Die DEM scheint sich langsam aber sicher in ein Thementurnier für Oliver zu verwandeln. In seiner Partie gegen einen 1800ter kam erneut der (Hyper)beschleunigte Drache aufs Brett, mit dessen geschickt gewählter Zugfolge der Kontrahent kein Maroczy von Weiß zuließ. Es entstand eine bekannte Stellung aus dem normalen Drachen, mit einem Mehrtempo für Schwarz, wodurch die Stellung für den Nachziehenden als sehr angenehm zu bewerten ist. Das Eröffnungsduell ging hier also leider an Olivers Gegenüber und unser Nachwuchsspieler hatte in der resultierenden Stellung allerhand Probleme, da die normalen Theoriezüge aus dem Drachen mit einem Minustempo oft direkt verloren! So landete Oliver nach der langen Rochade leider bereits in einer Verluststellung. Sein Kontrahent nutzte dies jedoch mit seinem 11... e6 nicht aus - 11...Lxc3 mit folgendem Da5 wäre bereits Pleite für Weiß gewesen. Keiner der beiden Spieler sah die Idee, sodass Oliver sich plötzlich nach ein paar Zügen in einer gesunden Stellung wiederfand. Vermutlich von der Eröffnungsphase irritiert stolperte unser Nachwuchsspieler leider mit 15. Kb1 erneut, was sein Gegner mit Td8 und entscheidendem Angriff hätte ausnutzen können... was dieser aber übersah. Die gewählte Fortsetzung von Schwarz hatte jedoch die konkrete taktische Drohung auf b2 zu schlagen (oder auch nicht...), was Oliver erlaubte ...was sein Gegner übersah. Das gespielte Db4 war jedoch leider mehr als ausreichend und der weiße König zu schutzlos, sodass Oliver eine volle Figur abgeben musste und damit kurz darauf die Partie. Der Mittwoch Morgen lief einfach nicht rund für unsere Jungs. Trotz der unschönen Niederlage war diese Partie schachlich aber sicherlich wichtig, zumal Oliver diese Stellungen gern mit beiden Farben auf dem Brett hat.

Paarungen Runde 6
Runde 6 begab sich auf bekannte Pfade und es sah fast danach aus, als wären wir erneut auf dem Weg in die Drachenhöhle, als Olivers Gegenüber (1480 DWZ) mit 3. d3 noch einen Rückzieher machte. Oliver wählte den Botvinnikaufbau gegen den geschlossenen Sizilianer und leitete bald den ersten Bauernhebel mit 9... f5 ein. Die resultierende Stellung erschien ausgeglichen, jedoch spielte Oliver etwas zu langsam und versuchte künstlich den Damenflügel in Gang zu setzen, während sich seine eigene Dame abseits verkroch. Diese Zeit nutzte sein Gegner um am Königsflügel Raum und Felder zu erkämpfen, was ihm zeitnah mit schönen Vorposten und den besseren Leichtfiguren einen spürbaren Vorteil einbrachte. Dieser Vorteil wurde jedoch durch das ungenaue 25. Lxf5 zunichte gemacht, wonach die weiße Dynamik aus der Stellung verschwand und wieder Gleichgewicht einkehrte. Wenig später war es Oliver, der sich die besseren Felder erkämpfte und es sah so aus, als würde die Partie zu seinen Gunsten kippen, als beide Spieler ein Endspiel mit jeweils 7 Bauern, Turm und Dame begannen. Die Stellung war nun nahe am Gewinn für Oliver, der sich die offene e-Linie gesichert hat und nun mit dem Turm in die Stellung vorzudringen drohte. Angesichts des deutlichen Zeitnachteils verständigten sich die beiden Spieler hier jedoch auf Remis, was für Olivers Gegner sicher eine große Erleichterung war. Nun gilt es Kraft zu tanken und Morgen in aller Frische zurückzuschlagen.

Paarungen Runde 7
Ein neuer Tag, eine neue Runde, der selbe Drache. Der Trend setzte sich auch in Runde 7 fort. Oliver führte die weißen Steine. Als sein Kontrahent (1600) in einen beschleunigten Drachen einlenkte, wählte Oliver erneut den soliden Maroczy-Aufbau. Nachdem beide Seiten ihre Figuren entwickelt hatten und Leichtfiguren getauscht wurden, entstand ein typisches Stellungsbild mit Raumvorteil für Weiß. Weitere Abtauschaktionen kamen Schwarz zu Gute, der nun mehr Platz für seine übrigen Figuren erhielt, jedoch hielt sich trotz beidseitiger, kleiner Ungenauigkeiten ein grobes Gleichgewicht. Als die Damen vom Brett kamen, sah es immer noch ausgeglichen aus, wobei Oliver langfristig ein minimales Plus in Form des Läuferpaares vorzuweisen hatte. Schlussendlich unternahm keine der beiden Seiten das riskante Unterfangen den Einsatz mit einem aktiven Plan zu erhöhen, womit die Partie im Remis endete.

Paarungen Runde 8
Runde 8 begab sich nach 1.e4 c5 auf den Pfad ins vertraute Drachenland - doch Olivers Gegner (1630) hatte anderes im Sinn. 2. b3 brachte beide Spieler in kreative Fahrwasser, wobei der weiße Aufbau mit Tb1 sehr langsam und etwas fragwürdig aussah. Oliver erhielt bald eine gute Stellung mit deutlichem Vorteil, vergab allerdings etwas hiervon, indem er nicht energisch genug die schlechte weiße Koordination ausnutzte. Die Partie blieb weiterhin klar vorteilhaft für Oliver, der nun in Folge einige der stärksten Züge fand, wonach sein Kontrahent regelrecht mit dem Rücken zur Wand stand. 34. g3 war schließlich ein schwerwiegender Fehler und Olivers Übermacht auf den weißen Feldern mit Angriff sollte objektiv die Partie beenden. Zug 38 brachte jedoch die Wende. In dieser Stellung war es etwas schwierig den Zug Te7 oder Te6 zu finden, die das mögliche Schachgebot auf e8 aushebelten und somit der weiße Turm nicht schlagen durfte, aufgrund der Mattdrohung auf g2. Olivers gewähltes Abspiel hatte den eigenen Turm noch auf e8 stehen, wodurch der Turmtausch erzwungen wurde und die Stellungsbeurteilung sich plötzlich von einem absoluten Gewinn zu einem kleinen Vorteil wandelte, welcher nach dem Damentausch noch weiter schrumpfte. Das anschließende Endspiel war trotz Läuferpaar grob ausgeglichen, da die Stellung geschlossen war und beide Spieler einigten sich auf Remis. Eine starke Partie, die eigentlich im vollen Punkt hätte enden sollen. Eine kleine Feinheit entschied hier über das Endresultat.

Paarungen Runde 9
Die finale Runde am 15. Juni bestritt Oliver mit den weißen Steinen gegen einen 1650er. Nach der Eröffnungsphase stand eine normale Italienischstellung auf dem Brett, in der Oliver früh mit 11. g4 zum Angriff überging. 13. Sh5 war der erste kleine Schritt in die falsche Richtung, denn Schwarz hätte mit d5 im Zentrum aktiv werden können, mit Vorteil. Sein Gegner verwarf jedoch diese Idee, sodass Oliver bald selbst d4 durchsetzen konnte, mit einer ausgeglichenen Stellung und gegenseitigen Chancen. Olivers Bauernopfer mit 18. 0-0-0 war stark und in der entstehenden Stellung hätte er mit etwas mehr Mut durch 20. h4 oder e5 mit direkten Angriffsoptionen die besseren Aussichten gehabt. Leider entschied er sich nach einem ungenauen schwarzen Zug für 21. Dd2, was Schwarz mit direktem Angriff oder dessen Vorbereitung wieder ans Ruder gelassen hätte. Glücklicherweise vergab Olivers Gegner diese Möglichkeit mit 21. De8, wonach Olivers einzige Chance aus Gegenspiel mit h4 bestand - was er leider nicht spielte. Sein Gegner fand nun den starken Zug 22...Lc4 und spielte in den folgenden Zügen sehr stark weiter, wodurch Oliver objektiv in einer Verluststellung landete, da 26...b4 mit durchschlagendem Angriff hätte folgen müssen. in einer Stellung mit gegenseitigem direktem Angriff galt es nun mit sehr wenig Zeit genau zu rechnen - Olivers Kontrahent konnte 26...b4 jedoch nicht finden. Nun kämpfte sich Oliver erfolgreich zurück in die Partie, als Schwarz mit 28....Kf8 in Zeitnot einen Fehler spielte, der das Blatt hätte wenden können. 29. Th5 hätte Oliver klaren Vorteil versprochen. Angesichts der davonschwindenden Zeit, fanden hier jedoch beide Spieler nicht die besten Züge.Nach einigen Abtauschaktionen war die Stellung ausgeglichen und endete im Remis.

Somit beendete Oliver seine DEM auf Platz 27 mit 4,5/9 Punkten, etwas hinter seinem Setzplatz (23) und mit den meisten Remis (7 Remis aus 9 Runden) in der U12. Viele der Partien waren hart umkämpft und Oliver schlug sich wacker, jedoch spielte oftmals die knappe Zeit und damit verbunden die ein oder andere vergebene Möglichkeit die entscheidende Rolle und kostete schlussendlich wichtige halbe Punkte. Die Partien waren eindeutig lehrreich und bieten vor allem für Drachenstellungen einiges an Analysematerial.