Runde 5 - Schwarzer Tag - dritter Verlust im 11. c4 Sweschnikow

von Christian Göppinger am Montag 21.5.2018 19:30
Der dritte Spieltag fand mit nur einer Einzelrunde statt, was den Spielern nach zwei Tagen mit Doppelrunden eine kleine Verschnaufpause gönnt. Runde 5 startete am 22. Mai um 9 Uhr. Oliver bekam es hier mit einem Gegner zu tun, der in vorherigen Runden gegen deutlich DWZ-schwächere Gegner große Probleme hatte. Da die DWZ in Jugendturnieren oftmals keine genaue Indikation für die tatsächliche Spielstärke darstellt ist diese Einschätzung mit Vorsicht zu genießen, doch vielleicht war das die Gelegenheit für Oliver nach den letzten drei harten Runden wieder zurückzuschlagen. Leider lief es nicht nach Plan und am Ende der Runde musste Oliver eine weitere Niederlage quittieren.


1. e4 c5 2. Nf3 Nc6 3. d4 cxd4 4. Nxd4 Nf6 5. Nc3 e5 6. Ndb5 d6 7. Bg5 a6 8.
Na3 b5 9. Nd5 Be7 10. Bxf6 Bxf6 11. c4 b4 12. Nc2 a5 13. Be2 Bg5 14. O-O O-O
15. Bf3 Ra7 16. Qe2 g6 17. Rad1 Be6 18. b3 Rd7 19. Ra1 Rb7 20. Rfd1 Nb8 21.
Nce3 Bxe3 22. Qxe3 Na6 23. Qd2 Rd7 24. Ne3 Nc5 25. Nf1 Qc7 26. Ng3 Rdd8 27. Qg5
f5 28. Qd2 fxe4 29. Nxe4 Nxe4 30. Bxe4 Rf4 31. Bd5 Qe7 32. Bxe6+ Qxe6 33. Qd5
Qf7 34. Qxf7+ Rxf7 35. Rd5 Rf6 36. Rxa5 Rb8 37. Rd1 Rb6 38. Ra7 Rf7 39. Ra5 Rf6
40. Rdd5 Rf7 41. f3 Kf8 42. c5 dxc5 43. Rdxc5 e4 44. fxe4 Rbf6 45. Rc1 Re6 46.
e5 Rf5 47. Rb5 Rexe5 48. Rxb4 Re2 49. Rb7 Re7 50. Rxe7 Kxe7 51. Rc7+ Kd6 52.
Rxh7 Ra5 53. Rh6 Rxa2 54. Rxg6+ Ke5 55. h3 Rb2 56. Rg3 Kf4 57. Rg4+ Kf5 58. b4
Ra2 59. Kh2 Rb2 60. Rc4 Kg5 61. Rc5+ Kh4 62. Rc4+ Kg5 63. h4+ Kh5 64. Kh3 Rb3+
65. g3 Kh6 66. Kg4 Kg6 67. Rc6+ Kh7 68. Rb6 Rc3 69. h5 Rd3 70. Rf6 Rd4+ 71. Rf4
Rd5 72. Kh4 Rb5 73. g4 Kh6 74. g5+ Kh7 75. Rd4 Kg7 76. h6+ Kg6 77. Rd6+ Kh7 78.
Kh5 Rb8 79. g6+ Kh8 80. Rd5 Re8 81. b5 Rb8 82. b6 Kg8 83. Rf5 Rxb6 84. h7+ Kg7
85. Rf7+ Kh8 86. Rf8+ Kg7 87. h8=Q# 1-0



Sweschnikow mit 11. c4 – inzwischen hatten Olivers Gegner klar Blut gewittert und suchten im Schwarzen Spielaufbau konkret nach Bestrafungen. Weiß folgte gezielt der Partie aus einer Vorrunde gegen Oliver vom Vortag mit 13. Le2 und Oliver spielte die selbe Variante weiter, woran auch nichts auszusetzen ist, da Schwarz hier eigentlich gesundes Spiel erhalten sollte. Im 15. Zug wich Weiß jedoch mit dem sehr selten gespielten 15. Lf3 ab, wohingegen am Vortag mittels 15. Dd3 die absolute Hauptvariante gewählt wurde. In Großmeisterbegegnungen wurde in dieser Stellung fast immer von Schwarz 15. … Le6 gespielt, beide Partien in dieser Stellung wurden in der Datenbank zum vollen Punkt verwerteten. Oliver wählte – wie in der Vorrunde bereits den Turmzug 15. … Ta7 und 18. … Td7 mit folgender Springerumgruppierung. Olivers Entscheidung mit 21. … Lxe3 den Läufer gegen einen Springer zu tauschen kann diskutiert werden aus positioneller Sicht. Schwarz gibt freiwillig das Läuferpaar ab, entfernt einen „überflüssigen“ weißen Springer, der mit seinem Kollegen ohnehin um das Feld d5 Schlange steht. Hinzu kommt der grundlegende weiße Wunsch in einer Stellung mit permanenter potentieller Bauernschwäche gegen die man anspielen kann ohnehin Leichtfiguren abzutauschen, womit dynamisches Potential für Gegenspiel verschwindet und die statische Bauernschwäche ein bleibender Dorn im Auge ist. Objektiv ist die Stellung völlig in Ordnung für Schwarz, aber aus praktischer Sicht wäre vielleicht ein anderer Zug angenehmer gewesen. Schwarz sollte die Figuren besser stellen und dann einen aktiven Gegenspielplan – wie er im Sweschnikow nötig ist - suchen, um dynamisches Gleichgewicht zu erhalten. Bei passivem Spiel droht Weiß die Stellung zu festigen und Schwarz wird anschließend positionell durch die schwache Struktur fröhlich geknetet. 22. Dxe3 war wiederum ungenau, da sich nun Olivers Springer – wie in der Partie fer vorherigen Runde via c6 nach d4 begeben kann, was nach 22. Sxc3 durch 23. Sc2 nicht möglich gewesen wäre. Oliver sah jedoch das Feld c5 als einen geeigneteren Posten für seinen Springer, wogegen auch nichts einzuwenden ist. Die Stellung sollte hier weiterhin grob im Gleichgewicht sein. Die Idee mit 23. …Td7 gefällt mir jedoch nicht, objektiv ist hiergegen noch nichts zu sagen, aber ich würde den Turm lieber auf dem Damenflügel für die Deckung des d6 belassen, um hier noch mehr Gegenspielideen aufrecht zu erhalten – wahrscheinlich Geschmackssache. Weiß schob in den nächsten Zügen etwas das Holz übers Brett, während Oliver mit 27. … f5 vielleicht etwas (zu) ambitioniert spielte. 28. Dd2 war hingegen ein Fehler, den Oliver mit seinem vorherigen f5 gut ausnutzen konnte – 28. …f4 sichert das Zentrum und setzt eine potentielle spätere Angriffsmarke gegen den weißen König, während Schwarz auch die Freiheit erhält mit einem Turm auf a8 und h4 am Damenflügel Spiel zu suchen. Oliver beging allerdings mit 28. … fxe5 eine Ungenauigkeit, die die Zentrumsstellung zu Gunsten der weißen Figurenaktivität öffnete. Nach den folgenden kleinen Ungenauigkeiten beider Seiten wurde das Material vom Brett genommen und beide Spieler fanden sich in einem Endspiel mit jeweils 2 Türmen und Bauern wieder, in dem Weiß angesichts der beiden schwachen schwarzen Bauern auf a5 und d6 etwas bessere Aussichten genießen sollte. Oliver gab mit 35. … Tf6 leider genau den falschen Bauern ab. 35. …Ta8 war nötig, da der d6 ohnehin keine Zukunft haben wird, der a5 jedoch mit dem Turm auf a8 mit späterem a4 die weiße Bauernstellung anhebeln kann, wonach der schwarze Turm die Möglichkeit für Gegenspiel gegen u.a. den b3 erhält. Nach den nächsten paar Zügen stand Schwarz klar auf Verlust – ohne offensichtliches Gegenspiel, mit Materialnachteil und weiterhin bestehenden Bauernschwächen. Weiß knackte mit 42. c5 die Struktur und verschaffte sich einen Freibauern auf e4. Obwohl Weiß nicht sehr genau fortsetze gelang es ihm Olivers b4 zu ergattern, wonach seine zwei verbundenen Freibauern auf der a- und b-Linie spielentscheidend der Umwandlung entgegenrollen sollten, während sich Oliver zeitgleich um seinen König auf der Grundreihe sorgen musste. Nachfolgend eliminierte Weiß Olivers restliche Bauern, gab seinen a2 auf – verschaffte sich aber in einem Einzelturmendspiel zwei weitere verbundene Freibauern am Königsflügel, die mit subtiler Höhlenmenschentechnik erfolgreich durchgeschoben wurden. Erneut eine harte Niederlage im Sweschnikow für Oliver, der mit den resultierenden Stellungen offenbar Schwierigkeiten hat – was seine Gegner geschickt immer und immer wieder ausnutzen konnten.

Hoffentlich bringt Runde 6 für ihn etwas frischen Wind.

Olivers Partie
Paarungen Runde 5