Runde 4 - Harte Niederlage im Sweschnikow

von Christian Göppinger am Montag 21.5.2018 14:02
In Runde 4 erwartet Oliver die Begegnung mit einem alten Bekannten. Bereits im Vorjahr spielte Oliver gegen ihn Remis, hatte allerdings während der Partie Materialvorsprung und musste durch Dauerschach ins Remis einwilligen. In einer vorhergehenden Runde spielte Olivers Kontrahent mit Weiß bereits den offenen Sizilianer - wir können uns also vielleicht auf eine weitere spannende Sizilianischpartie um 14.30 Uhr freuen.


1. e4 c5 2. Nf3 Nc6 3. d4 cxd4 4. Nxd4 Nf6 5. Nc3 e5 6. Ndb5 d6 7. Bg5 a6 8.
Na3 b5 9. Nd5 Be7 10. Bxf6 Bxf6 11. c4 b4 12. Nc2 a5 13. Be2 Bg5 14. O-O O-O
15. Qd3 Be6 16. Bf3 Ra7 17. Rad1 Rd7 18. b3 g6 19. Qe2 Nb8 20. Rfe1 f5 21. exf5
gxf5 22. Nd4 exd4 23. Qxe6+ Kh8 24. Qe2 Rg7 25. Rxd4 Nc6 26. Rdd1 Ne5 27. h3
Bh4 28. Nf4 Qe7 29. c5 Re8 30. Bh5 Ng6 31. Qxe7 Rexe7 32. Rxe7 Bxe7 33. Bxg6
hxg6 34. Ne6 Rg8 35. cxd6 Bd8 36. d7 Kh7 37. Rc1 g5 38. Rc8 1-0



Eine neue Runde – eine bekannte Sizilianischstellung und ein paar gemachte Hausaufgaben. Die Spieler steuerten zielstrebig in den Sweschnikowsizilianer. Weiß hatte offenbar mit seinem Team Olivers vorherige Partie unter die Lupe genommen, denn er steuerte ebenfalls in die interessante Variante mit 11. c4 ein, vielleicht in der Hoffnung, dass Oliver den seltenen Zug b5xc4 erneut versuchen würde und vermutlich mit einer konkreten Idee im Anschlag. Oliver folge dieses Mal jedoch der Theorie mit 11. … b5 und 12. … a5. Das natürliche 13. Le2 ist eine der Hauptvarianten, wenn auch in der Beliebtheit deutlich hinter 13. g3. Der übliche Zug wäre nun hier für Schwarz 13. … 0-0, Oliver wählte jedoch die etwas seltenere Alternative 13. … Lg5, die von vielen Großmeistern in der Vergangenheit genutzt wurde und beide Spieler erreichten nach kleiner Zugumstellung eine typische Hauptstellung, als Weiß mit 16. Lf3 die ausgetretenen Pfade verließ – üblicher ist hier ein Turmzug nach d1. Im Gegenzug griff Oliver zu einem noch selteneren Zug mit 16. … Ta7. Die Stellung nach 17. Tad1 wurde beispielsweise auch in einer Meisterpartie von 2015 erreicht, welche mit Remis endete. In dieser Partie sicherte Schwarz mit 17. … g6 die Stellung ab und suchte mit späterem Db8 und dem Vorstoß der Damenflügelbauern aktives Gegenspiel, um die eigenen strukturellen Schwächen zu kompensieren. Der gleiche Plan wurde mit 17. … Kh8 in einer anderen Partie zwischen Meistern gespielt, die zu Gunsten für Schwarz endete. Oliver wählte mit 17. … Td7 leider einen zweifelhaften Plan und versuchte passiv den d6 zu decken und seinem Springer ein besseres Feld zu verschaffen. In der Zwischenzeit zentralisierte Weiß seine Figuren – die Stellung sollte aber noch völlig in Ordnung und ausgeglichen sein. Olivers aktive Gegenspiel Idee mit 20. … f5 stellte sich leider als Ungenauigkeit heraus und eine Springerumgruppierung mit 20. … Sa6 wäre wahrscheinlich besser gewesen. Weiß schlug korrekt den f5 und Oliver beging einen ernsten Fehler mit 21. gxf5?, was angesichts der beiden e- und f- Bauern aktiv und gefährlich aussieht, aber konkret taktisch bestraft werden kann, gerechtfertigt durch die schutzlose Stellung des Le6 – LPDO „loose pieces drop off!“. Weiß sah die Taktiken und spielte die Bestrafung 22. Sd4! Ein einfaches Decken des Läufers durch 22 …. Te8 läuft in 23. Lh5, während 22. … De8 an 23. Sc7 Txc7 24. Sxe6 mit Gabel und deutlichem Materialverlust einhergeht, da 24. … Dxe6 nach 25. Ld5 die Dame verliert. 22. … Lxd4 endet ebenfalls im Desaster nach 23. Lxd4+ Kh8 24. Se6. Der beste Versuch wäre es vermutlich noch gewesen mit 22. … Lf7 den Bauern f5 zu geben oder wie es Oliver in der Partie tat mittels 22. … e5xd4 zurückzuschlagen. Die resultierende Stellung macht für Schwarz absolut keinen Spass mehr mit den drei zerpflückten Bauern auf d6, f5 und h7, die Weiß munter und ohne viel Risiko unter Beschuss nehmen kann. Oliver gab mit 28. … De7?? schließlich nochmals eine einfache taktische Vorlage zum Durchbruch für Weiß, der diese prompt mit 29. c4! ergriff. Die nachfolgende Vereinfachung der Stellung ließ Schwar(t)z mit einer hoffnungslosen Stellung ohne Gegenspiel zurück. Ein praktischer Versuch wäre vielleicht nach 34. Se6 noch 34. … d6xc4 gewesen mit Opfer der Qualität, aber diese Stellung sollte jeder der Jugendlichen auch problemlos gewinnen können. Somit musste Oliver nach 38 Zügen erneut eine Niederlage im Sweschnikow quittieren, basierend auf Ungenauigkeiten und Chancen, die sein Gegner erfolgreich ausnutzen konnte. Damit blieb Oliver mit einer passiven Stellung voller Schwächen zurück und wurde qualvoll in den Abgrund massiert ohne viel dagegen tun zu können. Ein nachvollziehbar frustrierender Rundenausgang.

Olivers Partie
Paarungen Runde 4